Im Modemonat Februar fliegen Journalisten, Einkäufer und Modebienen nach New York, um sich die Trends für die kommenden Saison anzusehen. Danach sind London, Mailand und Paris an der Reihe. Im Big Apple selektieren sie zwischen 350 Shows, bezwitschern die sozialen Netzwerke und beziehen ein letztes Mal im Lincoln Center Stellung. Die Home-Base der Modewoche wird ab der nächsten Saison umziehen. Doch erstmal ziehen sich nur die Models um, die nun die neuen Kreationen Herbst/Winter präsentieren.

Jason Wu. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week

Chic investment dressing! Jason Wu's Kollektion lässt sich schnell auf einen Nenner bringen. Der Chefdesigner von Hugo Boss setzt auf Entschlossenheit und Verführung. Gegenüber dem Branchenblatt WWD erklärt er sein Showkonzept: "Superstrong woman, really glamorous, seductive." Mit dieser Kollektion hat der taiwanesisch-kanadische Designer nun jenem romantisch-femininen Stil abgeschworen, mit dem er bekannt wurde. Statt Volants und Federn gibt es multifunktionale Kleidungsstücke: wendbare Mäntel, abnehmbare Ärmel oder Pelzbesätze. Mit diesen Variationsmöglichkeiten kreiert Wu eine Kollektion, die streng im Schnitt, simpel im Gebrauch und elegant im Stil ist.

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Alexander Wang. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week
Foto: Reuters/Theyer; AP/Matthews (r.)

Der Kunde will schwarz? Der Kunde bekommt schwarz. Alexander Wang reagiert auf die vielen Anfragen seiner Einkäufer mit einer Kollektion, die er der begehrten Nicht-Farbe widmet. Er schöpft aus verschiedenen Subkulturen, um diese "Eintönigkeit" vielseitig zu gestalten. Nächsten Winter verschmelzen Heavy Metall, Gothik und Lolita-Chic zu einer sehr lauten Kollektion, die sich an der Herrenschneiderei anlehnt. Grobe Jacken und sanfte Pyjamas, schwere Kettenhemden und schmückende Silberkugeln machen Wangs Kollektion kontrastreich und zeigen die vielen Facetten der Farbe Schwarz. Der Designer durchbricht sein farbloses Konzept bewusst: rot karierte Bomberjacken, cremeweiße Strickpullover und ausgewaschene Jeans runden die Kollektion ab.

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Victoria Beckham. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week
Foto: AP/De Crow

Seit ihrem – mit viel Skepsis erwarteten – Debut auf der New York Fashion Week, hat sich das einstige Pop-Sternchen zu einer ernstzunehmenden Modedesignerin entwickelt. Victoria Beckham überzeugte schon mehrmals mit authentischen Kollektionen, die dem Zeitgeist entsprechen. Auch ihre Definition von "sexy" hat sich weiterentwickelt: Asymmetrische Schnitte, eine skulpturale Linienführung und raffinierte Drappierungen ziehen sich durch diese Kollektion. Überdimensionale Knöpfe lockern das durchdachte Gesamtbild auf.

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Kanye West. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week
Foto: reuters/jackson

Düster ist die Farbpalette der androgynen Kollektion, die der Musiker und Musikproduzent Kanye West in Kooperation mit Adidas entwickelt hat. Die Show erinnert mehr an eine Militärformation als an eine Modepräsentation. Schichtweise Tank Tops, zerfetzte Pullover, Bomberjacken, voluminöse Shirts, knallenge Sport-BHs und lose Sweatpants erzeugen im Kontext eine apokalyptische Stimmung. Statt durchkomponierter Outfits konzentriert sich West auf starke Statements. Auf den von Ganzkörperstrumpfhosen verdeckten Körpern rücken Rucksäcke, Sneakers und High Heels ins Blickfeld.

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Diane von Fürstenberg. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week
Foto: ap/minchillo

Diane von Fürstenberg setzt auf ihren Klassiker. Die Erfinderin des Wickelkleides besinnt sich auf ihre Basis und zeigt in dieser Saison neue Varianten: zwischen den Polen schwarz, weiß, rot und blau breitet sich die Kollektion wie ein Fleckerlteppich aus: Ensembles mit starken Nadelstreifen und gepunktete Kleider repräsentieren die Frauenpower, für die Diane von Fürstenberg seit 41 Jahren steht: "When you get old, you better enjoy your past" ist das Statement der Designerin.

Moncler Grenoble. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week
Foto: Moncler
Moncler Grenoble. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week
Foto: MOncler

Willkommen in der "Love Factory". Moncler Grenoble zeigt die neue Kollektion in einer überdimensionalen Pralinenschachtel. Die Präsentation des Labels findet nicht nur am Valentinstag statt, sie ist Sinnbild dafür. 25 Paare ragen anstelle der Pralinen aus der herzförmigen Installation. Sie repräsentieren verschiedene Sportarten: vom Schneeschuhlaufen im Norwegerpulli übers "Schneemannbauen" bis hin zum Eisläufer im eleganten schwarzen Anorak. Den Abschluss machten eine Braut in weißem Steppmantel und ein Bräutigam in schwarzem Daunensmoking.

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Hood by Air. Fall Winter 15/16. Mercedes Benz Fashion Week
Foto: AP Photo/John Minchillo

Es ist ein Spiel mit Geschlechtergrenzen, dem sich Shayne Oliver mit seinem Label Hood by Air verschrieben hat. Auch Rihanna und Kanye West haben Gefallen an seinem Spiel gefunden und tragen das neue Kultlabel. Der Designer dekodiert alte Formen und macht daraus neue Statements. Seine Kollektion vermischt Streetwear mit High Fashion. Eine weite plissierte Hose in verschiedenen Farben und Materialien kommt im Laufe dieser Präsentation immer wieder vor. Der Designer versteckt die Gesichter seiner Models unter Strumpfhosen und stellt damit die Kleidung in den Mittelpunkt der Betrachtung.


(Klara Neuber, derstandard.at, 16.2.2015)